Die verwendeten Öle spielen bei den ayurvedischen Anwendungen eine sehr wichtige Rolle. Sie unterstützen und verstärken die Wirkung der Massage und sind abhängig von Konstitution, aktuellem Gesundheitszustand und erwünschter Wirkung vom Ayurveda-Arzt sehr sorgfältig auszuwählen.
Es wird in Basisöle und medizinierte ayurvedische Öle unterschieden.
Zu den bekanntesten Basisölen zählen Sesam-, Mandel-, Kokos-, Rizinus- und Senföl sowie Ghee. Sie besitzen verschiedene heilende Beschaffenheiten und werden je nach angezieltem Effekt und ihrem Anwendungsspektrum eingesetzt.
Mediziniert bedeutet Anreicherung der Basisöle (Trägersubstanz) mit pflanzlichen, mineralischen oder tierischen Substanzen, die über 72 Stunden unter ständigem Rühren eingekocht werden müssen, um den Übertritt der Heilsubstanzen in die Trägeröle zu gewährleisten. In der ayurvedischen Ölherstellung werden die Heilmittel fast nie in Ghee oder Öl direkt erhitzt, da ansonsten viele wichtige Wirkstoffe zerstört werden.
Die zahlreichen Rezepturen stammen aus den klassischen ayurvedischen Schriften und geben genau an, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Menge Pflanzenpaste, Kräuterdekokt (Abkochung) oder Frischpflanzensaft dem Öl hinzugegeben werden. Nur auf dieser Weise kann das Ayurveda-Öl seine volle Wirksamkeit entfalten. Je mehr Inhaltsstoffe ein Öl enthält, desto aufwendiger ist seine Herstellung. Manche therapeutischen Öle beinhalten bis über 100 Subtanzen und sind daher selbst ein Arzneimittel, das oft nicht nur äußerlich sondern auch innerlich verwendbar ist. Einige Ayurveda-Öle gibt es in den unterschiedlichen Potenzierungen, bei denen der Herstellungsprozess mit bereits fertig hergestelltem Öl und immer wieder frischen Zutaten 7-, 14-, 21-, 41- oder 101-mal wiederholt wird. Diese zeitaufwendige Aufbereitung, die bis zu sechs Monate benötigen kann, bringt ein dickflüssiges Konzentrat hervor, das nur in kleinen Mengen angewendet wird.
Die Inhaltsstoffe des Öls bestimmen das Indikationsspektrum und das Anwendungsgebiet, da jede Ingredienz ihre eigene Eigenschaft besitzt. Alle Bestandteile müssen hochwertig, frisch und potent sein, weshalb sie nicht durch billige, minderwertige substituierbar sind. Solche Öle besitzen eine feine Penetrationskraft und benötigen nur fünf Minuten, um bei geeigneten Massagetechniken in alle Gewebsschichten vorzudringen. Eine direkt anschließende Schwitztherapie (Svedana) unterstützt und intensiviert diesen Prozess. Es ist bekannt, dass die Haut – das größte menschliche Organ – nicht nur für die Ausscheidung der Abfallstoffe durch den Schweiß und Regulation von Körpertemperatur, Wasser- und Elektrolythaushalt verantwortlich ist, sondern auch für die Resorption (Aufnahme) von Substanzen. Svedana (Sudation) öffnet Srotas (Transportkanäle z.B. Blut- und Lymphbahnen, Poren, Zellzwischenräume) und erhöht deren Leitfähigkeit. Die Wirkstoffe des Heilöls dringen dadurch viel schneller bis zu den tiefsten Geweben wie Knochen und Gelenke und können so viel intensiver ihre heilende Wirkung entfalten. Das Öl selbst macht bei den Massagen 50-70% der therapeutischen Wirkung aus.
Ayurveda-Öle sind keinesfalls zu verwechseln mit Aromatherapien, bei denen die Öle nur mit ätherischen Essenzen angereichert werden. Eine solche Praxis ist fern von ayurvedischen Grundprinzipien. Zur Verbesserung des Geruchs lassen sich die natürlichen Duftstoffe beimischen, aber die Hauptwirkung entfalten die Öle jedoch durch die eingekochten Heilpflanzen.
Diese strengen Qualitätsanforderungen führen zu den vermeintlich hohen Preisen für ayurvedische Öle und machen Sie anfällig für billige Imitate, welche unter Umständen schädlich sein können. Deshalb ist es wichtig, auf vertrauensvolle Bezugsquellen zu achten, wo die Produkte zusätzlich europäische Kontrolle durchlaufen.
In meiner Ayurveda-Praxis werden bei allen manuellen Therapien nur hochqualitative, geprüfte medizinierte Öle verwendet und empfohlen.