Ayurveda stammt aus dem Sanskrit (altindische antike Sprache) und heißt wörtlich „Wissen vom Leben“ oder „Wissenschaft von langem und glücklichem Leben“. „Ayuh“ bedeutet „Leben oder Langlebigkeit“ und „Veda“ heißt „Wissen, Wissenschaft, Weisheit“.
Ayurveda ist die ältesten der „Lebenswissenschaften“ mit ungebrochener Tradition, entstanden in der vedischen Hochkultur Altindiens und ist über fünftausend Jahre alt. Sie basiert auf ganzheitlichem Denken, wo der Mensch als eine untrennbare Einheit (Mikrokosmos) mit seiner Umgebung (Makrokosmos) ist. Einerseits ist ein Individuum ein in sich geschlossenes System, bestehend aus Seele, Geist und Körper; andererseits als ein offenes Abbild des Universums, bestehend aus gleichen fünf Elementen. Die drei Bioenergien (Vata, Pitta und Kapha) interagieren permanent und halten das ganze System in konstante Verbindung und Ausgewogenheit. Als Bestandteil der Natur muss sich der Mensch nach den Naturgesetzten richten (Region, Klima, Jares- und Tageszeit etc.). Die äußeren und inneren Faktoren beeinflussen kontinuierlich unser Leben und können fördernd oder störend sein. Werden diese Regeln missachtet, entstehen Dysbalancen, die sich manifestieren und zu Krankheitsbildern führen können. Um die entstandenen Ungleichgewichte zu beseitigen, bietet Ayurveda ein ganzheitliches Konzept, inklusive Reinigungsverfahren, Ernährungs- und Verhaltungstherapien, Naturmedikamenten sowie manuelle, spirituelle und psychotherapeutische Behandlungen.
Ayurveda hat ein eigenes Konzept für die Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie, Pathogenese, Pharmakologie, Biochemie, Diagnostik und Therapie. Die Lehre basiert auf fünf Elementen, sieben Geweben (Dushiya), energetischen Körperkanälen (nadi), Verdauungsfeuer (Agni) und je drei körperlichen und drei geistigen Doshas (Vata, Pitta, Kapha sowie Sattva, Rajas und Tamas). Deren Interaktion auf feinstofflichen und grobstofflichen Ebenen ist ein sensibles und ständig in der Bewegung bleibendes System. Dieses System in der Ausgewogenheit zu halten, ist unsere Aufgabe.
Ayurvedas ganzheitliche Gesundheitslehre deckt alle Facetten des Lebens ab, ist individuell, ursachenbezogen und unterstützt uns in wichtigen Aspekten sozialer, emotionaler und seelischer Harmonie. Die enge Verbindung von Philosophie und Wissenschaft im Ayurveda ist unvergleichbar und beruht auf einer anspruchsvollen Theorie und einer ausgedehnten klinischen Praxis. Neben der fundierten Ernährungslehre, kenntnisreichen Pflanzenheilkunde, tiefgründigen Reinigungstechniken (Schlacken-Beseitigung) und zahlreichen manuelle Anwendungen bietet sie spirituelle Yoga- und Meditationspraxis zur Beruhigung des Geistes und Reinigung der Psyche.
Der Heiler ist im Ayurveda der Patient selbst; der Arzt - nur Helfer und Wegweiser, der die richtigen Werkzeuge reicht.Wichtig ist, dass jeder Mensch die Verantwortung für sein Wohlergehen selbst übernimmt und sich am Heilungsprozess beteiligt.
Ayurveda-Prinzip lautet: Es wird nicht die Krankheit behandelt, sondern der Mensch, und zwar auf allen drei Ebenen - Körper, Geist und Seele. Dabei wird es kein Wundermittel angeboten, das alle Beschwerden verschwinden lässt. Es handelt sich um die Aktivierung eigener Selbstheilungs- und Selbstregulationsprozesse durch die Kenntnis und Kraft der Natur. Bei täglichem Fleiß und Befolgung der Regeln findet man zum Gleichgewicht und zu seiner eigenen Natur zurück. Charaka Samhitā lehrt:
Laut dieses bewährten und wertvollen Wissens kann jeder überall auf der Welt entsprechend eigener Natur und vorhandenem Klima, regional und saisonal sich vollkommen gesund halten.
Gemäß Ayurveda existiert nichts auf dieser Welt, was nicht in irgendeiner Form medizinisch nutzbar wäre. Nicht nur Pflanzen und Mineralien sind nach vedischer Sicht die Heilmittel, auch die Nahrung, die Gedanken, der Lebensstil und die Lebenseinstellung können entweder Heiler oder Krankmacher sein. Wichtig ist, dass man seinen Pflichten nachgeht, seine eigene Natur kennt, seine Psyche unter Kontrolle hält und an seinem innerlichen Wachstum arbeitet.
Ayurveda wirkt in erster Linie präventiv, bietet aber auch ein holistisches Konzept bei entstandener Unausgewogenheit. Seine Stärke ist das Erkennen von Ursachen und Anbieten von passenden Methoden, die helfen, aus dem Schiefstand herauszukommen. Besonders bei chronischen, stressbedingten, systemischen, metabolischen, psychosomatischen Erkrankungen sowie bei Prävention, Rehabilitation und Hospiz zeigt altindische Naturheilkunde ihre Stärken. Dadurch ergänzt sie sehr gut die technisch hochentwickelte westliche Medizin, die in den operativen, bildgebenden, notfallmedizinischen und pharmazeutischen Bereichen dominiert. Die intelligente Symbiose der beiden Heilsystemen lässt alle Menschen ihre Gesundheit nachhaltig stärken und die ganze Lebensspanne gesund und glücklich erleben.
Die Ayurveda-Heilkunde ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als vollständiges Medizinsystem anerkannt. (WHO Traditional Medicine Stragegy 2002-2005, Document WOH/EDM/TRM/2002.1). Diesen Status erhielten bislang nur noch die traditionelle westliche Medizin und die traditionelle chinesische Medizin. In Indien und angrenzenden südasiatischen Staaten ist Ayurveda der konventionellen Medizin rechtlich gleichgestellt, wird an den Universitäten studiert und dort von 1,4 Milliarden Menschen als Breitenmedizin angewendet. In Deutschland und den anderen europäischen Ländern findet die traditionelle indische Heilkunst im Kontext von Naturheilkunde und Komplementärmedizin mittlerweile großen Zuspruch, ist aber staatlich leider nicht unterstützt und geregelt. Hier herrsch keine einheitliche Ausbildungsstruktur und Nomenklatur, sodass es nicht möglich ist, einen Überblick zu bekommen, welcher Ayurveda-Therapeut oder -Spezialist welchen Ausbildungsgrad besitzt.
Mehr Wissenswertes über Ayurveda bekommen Sie auch unter www.ayurveda-portal.de